Weltweit größte solarthermische Klärschlammtrocknungsanlage
Pressen wirtschaftlicher als Schweißen
Die Rohrverbindungen der dickwandigen Stahlrohre „kalt“ zu verpressen statt konventionell zu schweißen, hatte aus Sicht des ausführenden Anlagenbauers IRB Industrie-Rohrbau GmbH aus Rödinghausen aber über die generellen Anforderungen an das Rohrleitungssystem hinaus noch einen entscheidenden weiteren Vorteil: Es war, gerade angesichts der hier anstehenden Mengengerüste, bei gleichzeitig höchster Belastbarkeit wesentlich wirtschaftlicher, so IRB-Bauleiter Michael Puckrandt: „Pro Verbindungsstelle sparen wir, im Vergleich zum Schweißen, je nach Nennweite bis zu 80 Prozent Zeit. Die Pressverbindungstechnik ist also trotz der höheren Materialkosten in der Vollkostenrechnung für uns als ausführendes Unternehmen durchaus interessant.“
Und wie reagiert der Kunde, gerade bei einem so ungewöhnlichen Projekt, bei dem man auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen kann? Heizungsbaumeister Puckrandt: „Jeder Kunde erwartet zunächst einmal ein auftragsgemäßes Arbeitsergebnis. Unabhängig davon, ob das durch Schweißen oder Pressen erreicht wird. Gerade hier haben wir aber in enger Abstimmung mit allen Beteiligten, also auch mit Viega als Hersteller, vorab geprüft, wie sich beispielsweise die Zink-Nickel- beschichteten Verbinder in diesem Installationsumfeld verhalten oder ob die Pressverbindung den teilweise enormen mechanischen Belastungen definitiv standhält.“ Das Ergebnis ist mehr als überzeugend, denn neben den robusten Materialeigenschaften sind die Verbinder selbst auf den nach AGI Q151-beschichteten Stahlrohren mit vergleichsweise geringen Vor- und Nacharbeiten zuverlässig dicht. „Und dies auch unter härteren Bedingungen“, wie Michael Puckrandt betont: „Denn an der Haupttrasse wirken auf eine Verbindung immer noch recht große Kräfte. Trotzdem hält das Megapress-System selbst hier und bei wechselnden äußeren Einflüssen allen Anforderungen soweit stand.“
Für den westfälischen Anlagenbauer ist die ebenso außergewöhnliche wie unter Betriebsbedingungen schwierige Installationsumgebung damit zugleich ein Referenzobjekt, um perspektivisch die handwerkliche Schweißerleistung mehr und mehr durch die wirtschaftliche, sichere Pressverbindungstechnik zu ergänzen, so Michael Puckrandt: „Für uns bedeutet das ein konkretes Stück Zukunftssicherheit. Denn im Rohrleitungsbau ist das Fachkräfteproblem schon heute drängend. Gute und erfahrene Schweißer sind immer schwieriger zu finden.“
Objekt | Solarthermische Klärschlammtrocknungsanlage |
Ort | Bottrop, Deutschland |
Jahr | 2021 |
Objektart | Neubau |
Einsatzbereich | Industrie |
Das Projekt „Hybridkraftwerk Emscher“
Die solarthermische Trocknungsanlage ist Bestandteil des „Hybridkraftwerks Emscher“, über das bei der Stromerzeugung durch die Zusammenführung von fünf erneuerbaren Energieträgern bis zu 70.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden sollen:
- eine Windenergieanlage mit 3,1 MW Leistung (im April 2016 eingeweiht)
- vier neue Blockheizkraftwerk-Module mit jeweils etwa 1,2 MW Leistung (im Februar 2017 in Betrieb genommen)
- eine Photovoltaikanlage mit ca. 500 m² Gesamtfläche (Februar 2017 in Betrieb genommen)
- eine Dampfturbine mit mindestens 4 MW Leistung (Dezember 2017)
- solarthermische Klärschlammtrocknung.
Hinter dem Projekt steht die Emschergenossenschaft als ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft in enger Abstimmung mit den Emscher-Kommunen das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden.
Mehr unter: www.ewlw.de